Dienstag, 15. Dezember 2015

Adventskalender 16.Dezember 2015



Es ist wahnsinnig, wie schnell die Zeit vergeht. Das fällt mir besonders in der Adventszeit immer wieder auf. Wahrscheinlich auch, weil dies im realen Leben immer eine besonders arbeitsintensive Zeit ist, die wenige Momente zum Luftholen bietet.
Heute sind nun schon 2/3 des Adventskalenders vorbei und die unterschiedlichen Geschichten laufen auf der Zielgeraden ein. Ich hoffe, ihr habt genauso viel Spaß beim Lesen, wie wir beim Schreiben.


Der signierte Print aus der Verlosung meines ersten Tages ist inzwischen auf dem Weg. Es ist also an der Zeit, einmal wieder eine kleine Verlosung zu machen. Wer Interesse an ein paar Magneten mit den wunderbaren Cover von Caro Sodar zu bekommen, der hinterlässt einfach hier im Blog oder auf FB einen Kommentar. Die Auslosung erfolgt dann morgen unter Ausschluss von Rechtsmitteln.



Nun aber zu Felix und Arne. Wer wissen will, wie es ihnen auf dem Weihnachtsmarkt ergangen ist, der kann es nun lesen.

Süßer Traum (Teil 3)

Ungeduldig laufe ich in meinem Zimmer herum. Obwohl der Sekundenzeiger der Uhr unablässig und gleichmäßig läuft, scheint die Zeit stillzustehen. Aus Angst, nicht rechtzeitig ferig zu werden, habe ich mich beeilt. Nachdem ich fast jedes Teil aus meinem Kleiderschrank herausgezerrt habe, ist meine Entscheidung schließlich auf einen hellblauen Pulli und eine einfache Jeans gefallen. Allzu viel Auswahl habe ich nicht und ich weiß wirklich nicht, was sich für ein erstes Date schickt. Der Versuch mir einzureden, dass es kein „Date“ ist, misslingt ziemlich kläglich. Meine Aufregung ist ebenso groß wie beim ersten Date, beim allerersten ... und das ist über zehn Jahre her. Ich bin echt erbärmlich.
Der Typ, der mir aus dem Spiegel entgegenblickt, sieht eigentlich ganz okay aus. Ein bisschen müde vielleicht, schließlich hat er schon einen kompletten Arbeitstag hinter sich. Rede ich jetzt tatsächlich schon in der dritten Person von mir? Echt krank. Meine Hände sind schweißnass. Ich wische sie an der Hose ab und strecke mich. „Felix Dornbichler, jetzt reiß dich endlich am Riemen.“
Die Ansprache wirkt und selbst das Lächeln, das ich aufsetze, sieht echt aus. Ich bin zufrieden ... halbwegs. Endlich ist es kurz vor 16 Uhr und ich beschließe, im Laden auf Arne zu warten. Wenn ich noch lange hier oben im Kreis herumlaufe, werde ich eine Laufrille in meinen Dielen haben.
Meine Mutter macht sich gerade bereit zum Gehen und Klara bedient eine Kundin, als ich nach unten komme. Während Mama nur lächelt, als sie mich sieht, pfeift Klara anerkennend.
„Du siehst gut aus, Felix“, sagt meine Mutter.
„Gut, Mama?“, fällt Klara quietschend ein. Sie fällt mir um den Hals, schiebt mich wieder eine Armlänge von sich weg und mustert mich erneut. „Felix sieht phantastisch aus. Wann hast du das letzte Mal eine Verabredung mit einem schnuckligen Kerl gehabt, Brüderchen? Ich wette einen Hunderter, dass du Stunden dafür gebraucht hast, dich für dieses Outfit zu entscheiden. Du bist schlimmer als jedes Mädchen, großer Bruder. Warst du schon immer. Aber ich kann dich beruhigen, du hast die perfekte Wahl getroffen. Deinem Schnuckel wird es auch gefallen. Da bin ich mir sicher.“
„Soll ich etwa dieser Schnuckel sein?“
Herrgott, bitte lass die Erde unter mir aufgehen und mich verschwinden! Kann es eine noch größere Peinlichkeit geben? Arnes Stimme klingt belustigt, doch mir ist es unangenehm. Meiner Schwester allerdings weniger. Sie geht sofort auf ihn zu und zieht ihn in eine Umarmung, als ob sich die beiden schon seit Ewigkeiten kennen. „Hallo, ich bin Klara, Felix‘ Schwester. Freut mich, dass ihr es endlich einmal geschafft habt, euch zu verabreden. Mein Brüderchen wollte mir nicht glauben, dass du scharf auf ihn bist. Dabei hast du ihn schon am ersten Tag beinahe mit Blicken ausgezogen ...“
„Klara ...“ Ich versuche, meine Schwester von weiteren Aussagen abzuhalten, die nur noch peinlicher werden können. Ich kenne sie. Wenn sie erst einmal in Fahrt kommt, ist sie schwer zu bremsen.
„Mein Bruder ist etwas eingerostet, was Verabredungen angeht“, berichtet Klara ohne sich stören zu lassen. „Seit der Trennung von seinem Ex und der Krankheit unseres Vaters hat er nur für die Bäckerei gelebt. Dabei ...“
„Klara, es reicht!“ Energisch trete ich zwischen die beiden und greife nach Arnes Hand, um ihn hinter mir her aus dem Laden zu ziehen, bevor meine Schwester noch weiteres Unheil anrichten kann. Da das mit dem Versinken im Erdboden wohl nicht klappt, muss ich mich der Konfrontation stellen.
An der nächsten Straßenecke lasse ich Arnes Hand los, doch er greift sofort wieder nach mir und verschränkt unsere Finger miteinander. „Ich finde es schön so“, sagt er leise.
Ich nicke stumm. Mir bleibt gerade die Stimme weg, aber das finde ich auch. Es fühlt sich gut an, vielleicht zu gut. Obwohl die Trennung von Dominik schon so lange her ist, sitzt der Stachel der Verletzung noch immer tief in mir. Ich habe meinem Freund vertraut und bin bitter enttäuscht worden. Nach dieser Erfahrung fällt es mir schwer, wieder uneingeschränktes Vertrauen aufzubauen.
„... Weihnachten wie ich?“ Arne drückt meine Hand und zieht meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Er blickt mich an und grinst. „Hast du mir überhaupt zugehört?“
„Sorry, ich ...“
Mein Kopf ist bestimmt rot wie eine reife Tomate, aber Arne legt mir einen Finger auf die Lippen und lächelt mich an. „Du warst in Gedanken woanders, ich weiß. Es war auch nicht so wichtig, ich rede immer ein bisschen viel.“ Er lacht laut und ich genieße das Prickeln, das seine Stimme und der Kontakt unserer Hände in mir auslöst. „Ich habe dich nur gerade gefragt, ob du Weihnachten auch so sehr magst wie ich. Ich bin ein Weihnachts-Junkie.“
Eine Frage, die leicht zu beantworten ist. Ich nicke vehement. „Ich auch. Leider kann ich in diesem Jahr die Adventszeit nicht so genießen, weil ich zu viel arbeiten muss. Deshalb auch mein Vorschlag mit dem Weihnachtsmarkt. In diesem Jahr war ich erst ein einziges Mal dort.“ Ich mache eine kleine Pause, bevor ich leise fortfahre. „Außerdem macht das allein nicht so viel Spaß und meine Freunde sind fast alle Weihnachtsmuffel.“
„Nun musst du ja nicht mehr allein dorthin.“
Der Weg zum Marktplatz, auf dem der größte Weihnachtsmarkt unserer Stadt stattfindet, ist nicht weit. Ich lausche Arnes Stimme, der wirklich ununterbrochen vor sich hinplappert. Auf diese Weise erfahre ich viele Dinge, die mich interessieren, ohne dass ich überhaupt fragen muss. Die meisten Fenster an der Straße sind bereits weihnachtlich geschmückt. Sterne blinken und in vielen Scheiben spiegelt sich flackerndes Kerzenlicht. Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln zieht in meine Nase. Die ersten Stände sind nur noch wenige Meter entfernt. Sie sind gut besucht, obwohl es noch früher Nachmittag ist. Wie sehr das normale Leben in den letzten Monaten an mir vorbeigegangen ist, merke ich auch an meiner Überraschung.
„Glühwein zum Einstieg?“, fragt Arne.
Obwohl ich weiß, dass es unvernünftig ist, Alkohol auf fast leeren Magen zu trinken, nicke ich. Vor lauter Aufregung habe ich zu Mittag nur ein Plunderstück gegessen. „Perfekt, doch dann brauche ich erst einmal feste Nahrung.“ Wie zur Bestätigung knurrt mein Magen laut.
Arne lacht. „Man hört’s. Aber das passt gut. Ich bin mittags auch nicht zum Essen gekommen, weil ich pünktlich gehen wollte. Schließlich wollte ich zu unserem Treffen nicht zu spät kommen. Noch kann ich nicht einschätzen, wie du auf meine schlechten Eigenschaften reagierst.“ Er kichert und zuckt entschuldigend mit den Schultern. „Muss mich doch von der besten Seite zeigen.“
Während Arne mich loslässt und zum Glühweinstand geht, schaue ich ihm nach. Seine forsche Art gefällt mir. Ich fühle mich so gut, wie schon lange nicht mehr. Klara hat recht, ich habe mich schon viel zu lange hinter meiner Arbeit versteckt. So fühlt sich Leben an, nur mit Händchenhalten ... Wann hat sich Dominik eigentlich einmal so ungezwungen in der Öffentlichkeit mit mir gezeigt? Wir haben nicht im Geheimen gelebt, aber Zuneigungsbekundungen an Orten, wo uns Fremde sehen konnten, habe ich wirklich selten bekommen. Je öfter ich über die Beziehung nachdenke, desto mehr wird mir bewusst, wie viel davon nur meiner rosaroten Brille geschuldet war. Der offensichtliche Betrug war nur der i-Punkt auf einer langen Kette von Dingen, die eigentlich nicht zu meiner Idealvorstellung von Liebe gehören. Ich wollte es nur nicht wahrhaben und Dominik hat sich verstellt und angepasst.
„Auf einen schönen Nachmittag!“Arne reicht mir einen verzierten Becher, aus dem es verführerisch duftet. „Ich habe auf einen zusätzlichen Schuss verzichtet, damit wir nicht gleich betrunken sind.“
Wir suchen uns einen Platz am Stehtisch und stoßen an. Das Zeug riecht nicht nur gut, es schmeckt auch lecker. Ich trinke nicht häufig Alkohol und merke die Wirkung beinahe sofort. Mein Blut rauscht warm durch meinen Körper und der letzte Rest Anspannung verschwindet augenblicklich. Vielleicht tut mir das auch ganz gut, dann übernimmt mal nicht mein Kopf allein die Führung. Nach all den Informationen, die ich in kurzer Zeit von Arne bekommen habe, bin nun ich an der Reihe, ein wenig von mir zu erzählen. Aufmerksam hört Arne zu und fragt gezielt nach. Wir entdecken immer mehr gemeinsame Interessen. Im Nu sind wir mitten in einer angeregten Diskussion über verschiedene Sportarten und speziell Fußball. Als Kinder haben wir beide im Verein gespielt, sind dann aber später zu anderen Sportarten gewechselt. Die Liebe zu dem Sport ist geblieben und wir verfolgen die Spiele der Bundesliga regelmäßig. Allerdings sind wir Anhänger unterschiedlicher Vereine und werden bestimmt hitzige Gefechte neben dem Platz haben. Tatsächlich denke ich in diesem Moment schon an später ... und es fühlt sich gut und richtig an. Wir streiten und lachen viel. Mit Arne macht beides Spaß. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Es wird immer voller und wir haben Mühe, unseren Platz zu verteidigen. Nach dem Essen gönnen wir uns noch einen zweiten Becher Glühwein und teilen uns eine große Tüte gebrannter Mandeln.
„Wollen wir noch die anderen Stände anschauen?“, fragt Arne plötzlich. „Du musst doch bestimmt bald nach Hause. Wann gehst du normalerweise ins Bett?“
Er hat recht, aber an eines will ich im Moment ganz sicher nicht denken . ans Nachhausegehen. Die Aussicht auf einen Abend allein in meiner Wohnung gefällt mir nicht und heute will ich endlich einmal wieder völlig unvernünftig sein und nicht nur an die Pflicht denken. Ich bin jung genug, auch mal eine Schicht mit wenig Schlaf durchzustehen. Heute will ich feiern und nicht an den Morgen denken.
„Zu früh“, antworte ich einsilbig. Übermütig greife ich nach Arnes Hand und ziehe ihn hinter mir her. „Ist mir gerade egal. Lass uns hier umschauen und sehen, wohin es uns heute Abend noch treibt. Was meinst du?“
Durch die dichtgedrängte Menschenmasse schlängeln wir uns zwischen den enggestellten Holzhütten hindurch. Neben den Fressbuden beherrschen Stände mit Kunstgewerbeartikeln und Kerzen den Markt. Mir gefallen die kleinen Figuren aus Holz, die man an an den Weihnachtsbaum hängen kann. Ich kann selten an diesen Ständen vorbeigehen, ohne ein Stück für meine Sammlung zu kaufen, auch wenn ich selbst für mich allein keinen eigenen Baum schmücke. Die Leidenschaft habe ich geerbt von meiner Mutter und so suche ich auch für sie ein Figürchen aus. Arne steht hinter mir und schaut über meine Schulter. Seine Hände liegen auf meiner Taille, mir ist seine Nähe sehr bewusst. Als ich meinen Kauf in der Jacke verstaue, weiß ich plötzlich genau, was ich will und kann es kaum noch abwarten. „Kommst du mit zu mir?“, frage ich außer Atem, nachdem ich Arne ein wenig aus dem Getümmel gezogen habe. Mein Herz schlägt laut und ich warte angespannt auf die Antwort. Arnes Nicken lässt den Stein aus meiner Brust plumpsen. Wir schauen uns tief in die Augen und die Welt um uns herum bleibt für einen Augenblick außen vor. Die Geräusche verschwinden und auch die vielen Menschen, die um uns herum sind, nehme ich nicht mehr wahr. Ich sehe nur noch den Mann vor mir, lausche dem Gleichklang unserer Herzen und spüre wenig später weiche Lippen auf meinem Mund. „Sehr gern“, flüstert Arne leise, bevor er mich erneut küsst.

TBC

Morgen geht es weiter bei France Carol

12 Kommentare:

  1. Guten Morgen Mia!

    Kann es sein, dass Klara kein eigenes Liebesleben hat? Sie preist Felix regelrecht an und will ihn an den Mann bringen.
    Ein schöner Bummel über den Weihnachtsmarkt. Felix und Arne passen immer besser zusammen.

    LG Piccolo

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das kann schon sein. Sie hält halt das Glück ihres Bruders über ihr eigenes ... (oder lenkt so von sich ab :-) )

      LG
      Mia

      Löschen
  2. Hach...sooooo sweet.
    LG Lesekatze74

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mit Glühwein und ein bisschen Kitsch auf dem Weihnachtsmarkt geht alles :-)

      LG
      Mia

      Löschen
  3. Hi,

    Ja kurzfristig geht das auch mal fast ohne Schlaf :-) die zwei werden sicherlich viel Spaß zusammen haben ;-)

    LG
    Brigitte

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. In dem Alter schon noch. Mit den Jahren merkt man die fehlenden Stunden Schönheitsschlaf etwas mehr...

      LG
      Mia

      Löschen
  4. Hallo :)

    Hach schon wieder vorbei. Ich liebe diese kleinen Häppchen. :)

    LG Jenny

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Einen gibt es davon noch ...
      Hoffen wir mal, dass die beiden Jungs die Kurve bekommen, nicht wahr?

      LG
      Mia

      Löschen
  5. Sehen die Brötchen eben morgen bisschen komisch aus und die Brezeln werden einfach zu Laugenstangen...Ran an den Kerl! :D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das kriegt Felix auch im Halbschlaf hin. Wer feiern kann, kann auch arbeiten :-)

      LG
      Mia

      Löschen
  6. Ein schönes Kapitel, richtig was fürs Herz :)! Dankeschön ♥

    Liebe Grüße,
    Pummeluff

    AntwortenLöschen
  7. And the winner is ...

    Brigitte Böhm

    Die Magnete kommen sofort, wenn du mir deine Adresse mitteilst.

    Herzlichen Glückwunsch!

    AntwortenLöschen